Aktuelles aus der Paartherapie: Warum uns Hollywood eine falsche Vorstellung von Liebe vermittelt hat

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In meiner Arbeit mit Paaren höre ich oft eine ähnliche Klage: „Warum kann es nicht wieder so sein wie früher?“ Der Wunsch nach einer vergangenen, besseren Zeit eint oft Partner, die aktuell nicht mehr viele Gemeinsamkeiten sehen können. Und so stellt sich die Frage, warum viele Paartherapien durch diese Perspektive geprägt sind?

Die Sehnsucht des Paares richtet sich oft auf den Anfang einer Beziehung, die erste Phase des Herzklopfens und der Schmetterlinge im Bauch. Diese Zeit ist in der Tat eine aufregende Entdeckungsreise: In emotionaler, seelischer und sexueller Hinsicht lernen zwei Menschen einander kennen und lieben.

Was hat das ganze nun mit den im Titel angesprochenen Hollywood-Filmen zu tun? In den Liebeskomödien im Kino wird ja meist diese erste Phase der Verliebtheit und der romantischen Verwicklungen abgehandelt. In dem Moment, wo das junge Paar zusammenfindet und sich die ewige Liebe schwört, heißt es: „The Happy End“.  Und wir erfahren meist nicht, wie es weitergeht… Somit unterschlägt uns der Film einen wichtigen Teil der Beziehungsentwicklung: Nämlich jenen von der Verliebtheit hin zu einer tieferen Liebesbeziehung und schließlich zu einer langjährig stabilen Partnerschaft.

Allzu oft sehen wir den Ausnahmezustand der Verliebtheit als die einzig wahre und echte Liebe. Auch wenn dies unromantisch klingt: Die erste Verliebtheit ist nichts anderes als ein Hormoncocktail, den die Natur uns schenkt, um Beziehungen zu ermöglichen. Bitte nicht falsch verstehen: Diese wunderschöne Zeit soll mit allen Sinnen genossen werden. Doch man soll sich auch nicht wundern, wenn danach – also nach 6 bis 12 Monaten – in der Beziehung so etwas wie Alltag einkehrt und die Gefühlsexplosionen abflauen.

Der Partner, die Partnerin wirkt plötzlich anders: Was zunächst noch ein einzigartiger, süßer Charakterzug war, wird plötzlich zur nervigen Macke. Man merkt, dass man doch nicht in allen Dingen einer Meinung ist und dass diese Unterschiede durchaus anstrengend sein können. In dieser Phase das Fundament einer gemeinsamen Zukunft auszuhandeln ist eine unserer Entwicklungsaufgaben im Leben. Dazu gehört auch, dass ein Liebesrausch mit Schmetterlingen im Bauch eben nicht jahrelange Normalität, sondern kurzfristiger Ausnahmezustand ist. Beziehungen bestehen auf Dauer nicht aus romantischen oder erotischen Feuerwerken, die stark explodieren und schnell verglühen.

Und so arbeiten wir in der Paartherapie mit der Herausforderung, wie Übergangsphasen oder auch Krisen gestaltet und verhandelt werden: Was soll weiterhin gelten und wo sollen bewusst Unterschiede gemacht werden? Welche Muster haben sich eingeschlichen, die kritisch hinterfragt werden könnten? Wo sind Kompromisse denkbar und wo gibt es unüberbrückbare Differenzen? Welche hilfreichen neuen Perspektiven wären möglich? Diese und andere Fragestellungen können für ein Paar in der Therapie einen Rahmen schaffen, in dem Altes neu erlebt, bewertet und vereinbart wird: Als Ausgangspunkt für eine neue, womöglich tiefere Beziehung – und nicht als Rückkehr in eine vergangene, bereits abgeschlossene Phase.

Interview mit Hans Christian Jurceka – Teil 2

Ich beginne diesen Blog mit einer Reihe von Interviewfragen, um Interessierten einen detaillierten Überblick über meine therapeutische Haltung, meine Schwerpunkte und meine Arbeitsweise zu geben…

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Weshalb haben Sie sich gerade für Ihre Arbeitsschwerpunkte entschieden?

In meiner Arbeit decke ich ein breites Spektrum an Themen für unterschiedliche KlientInnen ab. Besonders gerne arbeite ich mit Jugendlichen und Paaren sowie zu Männerthemen und Arbeitsthemen.

Bei der Therapie mit Jugendlichen erlebe ich eine große Dynamik, die mit dieser Lebensphase verbunden ist. Veränderungen stellen oft schwierige Herausforderungen dar, die auch mit seelischem Leiden verbunden sind. Und gleichzeitig erlebe ich immer wieder junge KlientInnen, die sehr kreativ und nachhaltig ihre Probleme lösen und zu neuem Mut finden.

Mein zweiter Schwerpunkt ist die Paartherapie: Die Arbeit mit Paaren ist von sehr viel Energie geprägt. Die gemeinsame Suche nach einem stimmigen Konzept von Beziehung macht für mich den Kern von Paarprozessen aus. Dabei geht es sowohl um einen respektvollen Umgang mit eigenen Bedürfnissen als auch um die Entwicklung eines gemeinsamen Weges für die Paarbeziehung.

Nicht zuletzt arbeite ich sehr gerne mit Männern in der Einzeltherapie. Dabei kann es um ganz unterschiedliche Anliegen gehen – mit einem besonderen Schwerpunkt auf die sozialen Rollen meiner Klienten als Mann / Partner / Familienvater.

Ich finde es in diesem Zusammenhang sehr positiv, dass das Image von Psychotherapie sich laufend verbessert. Immer mehr Menschen entscheiden sich selbstbewusst dazu, therapeutische Hilfe und Beratung in Anspruch zu nehmen.

Welche weiteren Arbeitsschwerpunkte bieten Sie an?

Neben der Psychotherapie bin ich auch im Business Coaching und Training tätig. Ich biete dabei Beratung, Seminare und Workshops rund um die Themen Kommunikation, Konfliktmanagement, Führung, persönliche Weiterentwicklung sowie Team-Building an. Die Arbeit mit Teams hat eine ganz eigene Dynamik, die für mich mit viel Energie und Enthusiasmus verbunden ist.

Was ist Ihr Lebensmotto?

Alles Leben ist Veränderung. Ich glaube an eine tiefe Kraft und große persönliche Ressourcen, die in jedem Menschen schlummern. Und diese Überzeugung ermöglicht es mir, als Psychotherapeut hilfreiche Prozesse zu gestalten, um Menschen in seelischer Not und Verzweiflung zu unterstützen. Gerade wenn eine KlientIn in einer aktuellen Krise kein Licht am Ende des Tunnels sehen kann, ist die empathische Begleitung von großer Bedeutung und hilft beim Überwinden von Hindernissen. In der gemeinsamen therapeutischen Arbeit gehen wir mit Veränderungen um, suchen neue, passende Lösungen und besinnen uns auf verloren geglaubte innere Stärke. So kann jede persönliche Geschichte mit neuer Kraft und Optimismus weitergeschrieben werden.

Interview mit Hans Christian Jurceka

Ich beginne diesen Blog mit einer Reihe von Interviewfragen, um Interessierten einen Überblick über meine therapeutische Haltung, meine Schwerpunkte und meine Arbeitsweise zu geben…

Welche KlientInnen sind bei Ihnen in der Psychotherapie besonders gut aufgehoben? 

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Als systemischer Familientherapeut liegt ein Schwerpunkt meiner Arbeit bei Themen, in denen soziale Beziehungen eine große Rolle spielen. Dies umfasst Therapie mit Einzelpersonen, aber auch die Arbeit an Paarbeziehungen und Familienthemen. Wichtig ist mir dabei, möglichst alle beteiligten Personen mit einzubeziehen. Vieles kann in einer Einzeltherapie geklärt werden, doch oft sind auch mehrere Personen im therapeutischen Prozess gefordert: Beide Partner, wenn es sich um eine Paartherapie handelt sowie Kinder und Eltern(teile), wenn es um die Entwicklung eines Kindes und das familiäre Zusammenleben geht. Im gemeinsamen Dialog besprechen wir negative Muster und finden neue Perspektiven für eine verbesserte Beziehungsqualität. Meine Aufgabe als Psychotherapeut ist dabei das neugierige Forschen gemeinsam mit meinen KlientInnen, um Belastungen und Konflikte in Lösungen zu verwandeln. Meine Verantwortung für den Prozess bedeutet, darauf zu achten, dass alle Beteiligten Gehör finden und dass ein gemeinsames Ziel entwickelt und verfolgt wird. 

Wie kamen Sie zur Psychotherapie? 

Im Zuge meiner Wirtschaftskarriere hat mich schon immer die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Menschen interessiert. Die Dynamik von Beziehungen war ein wichtiges Thema in meiner beruflichen Tätigkeit. Zentrale Teile meiner damaligen Verantwortung drehten sich um Kommunikation, Führung und Coaching. In dieser Zeit habe ich viele Angebote zu den Themen Selbsterfahrung und persönliche Entwicklung nutzen können. Diese haben mir immer viel Freude gemacht und so habe ich entschieden, mich mit einer Coaching-Ausbildung in diesem Bereich fortzubilden. Ich war vom ersten Seminar an begeistert und habe daraufhin meinen neuen Weg eingeschlagen: Einen umfassenden Einstieg in die Welt von seelischen Anliegen, Problemlösungen und neuen Perspektiven. Die Ausbildung zum Psychotherapeuten hat für mich dann all das beinhaltet, was mich an psychisch-seelischen Prozessen fasziniert.

Was hat Sie bewogen, gerade diesen Beruf zu ergreifen?

Mir war es wichtig, mich in eine Richtung weiterzuentwickeln, in der ich in meiner Tätigkeit einen tieferen Sinn finden kann. Dieser Sinn heißt für mich, Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen sowie in schwierigen Lebensphasen und seelischer Not zu begleiten. In meiner Praxis in Wien versuche ich täglich für meine KlientInnen einen hilfreichen Beitrag zu ihrem Leben zu leisten – und das macht mich zufrieden und glücklich.